Exzellenz und Mittelmaß
Sich verändernde Lebensumstände und Wertvorstellungen. Neue Möglichkeiten, Geschäftsmodelle, Vertriebswege. Wie ein Feuerwerk zünden sie, bahnen sich ihre Wege mit steigender Geschwindigkeit und entfalten – wo sie gelingen – ihre bunten Muster im Sprühregen des Erfolgs. Exzellenz entsteht. Die eine oder andere vermeintlich zündende Idee startet eher müde durch – langsam, kraftlos und fahl. Und manchmal geht der Schuss nach hinten los. Doch wer sich nicht bewegt, nimmt sich aus dem Spiel. Wer sich erst spät und unter Druck bewegt, hat Mühe, seine Richtung zu finden. Wer nicht mithalten kann oder will, verbleibt im Mittelmaß – und fällt in Folge immer weiter zurück.
Stachanow – Held der Arbeit
In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gelangte der Russe Alexei Grigorjewitsch Stachanow zu einiger Berühmtheit, als er in einer Kohlegrube im Donezbecken in einer einzigen Schicht 102 Tonnen Kohle gefördert haben soll. Gewerkschaft und Parteiführung feierten ihn als Vorzeigearbeiter und steigerten damit die Arbeitsproduktivität der damaligen Sowjetunion. „Viel“ war das Maß aller Dinge.Wer da nicht mithalten konnte oder wollte, verblieb im Mittelmaß – und fiel in Folge immer weiter zurück.Widerstände regten sich. Der einstige „Held der Arbeit“ bekam den schalen Beigeschmack eines reinen Antreibers zur Steigerung der Arbeitsleistung und verschwand – alkoholkrank und depressiv – von der Bildfläche.
Von der Quantität zur Qualität zur Exzellenz
Das Mengenproblem ist in Zeiten gesättigter Märkte weitgehend gelöst und die reine Definition über die Quantität hat längst keinen unangefochtenen Stellenwert mehr. Weder in Bezug auf das Sonntagsschnitzel noch auf den Output einer betrieblichen Produktion. Qualität hat Vorrang. Natürlich nicht „statt“ Quantität – die Menge muss schon auch irgendwie stimmen …Unter dem englischsprachigen Begriff „operational excellence“ wird gemeinhin ein umfassendes betriebliches Optimierungsprogramm verstanden. Alles soll möglichst perfekt laufen: effizient, auf Kundenwünsche abgestimmt und in hoher Qualität. Nur das Beste ist gut genug. Wer da nicht mithalten kann oder will, verbleibt im Mittelmaß – und fällt in Folge immer weiter zurück. Widerstände regen sich. Der begeisternde Ansatz, nicht nur gute Dinge, sondern die Dinge auch wirklich gut zu machen, bekommt den Beigeschmack eines reinen Antreibers zur Steigerung der Arbeitsleistung …
Exzellenz
Dem deutschsprachigen Begriff der Exzellenz wird eine noch etwas umfassendere Bedeutung zugesprochen. Eben nicht nur „gut“ oder „perfekt“. Es geht um das … „bestimmte Etwas“. Gut wird stillschweigend vorausgesetzt, perfekt gar nicht mehr wirklich angestrebt.Einzigartig muss es sein. Individuell. Von besonderem, stimmigem Wert. Eine Form von unerwartetem Zusatznutzen bieten.
Exzellent eben. Überraschend.Altbekannte Prinzipien treten wieder in Erscheinung – praxiserprobt, bewährt, wirksam.
- Sich auf das Wesentliche fokussieren.
- Das Pareto-Prinzip: 80% des Ergebnisses mit 20% des Einsatzes
- Die Gauß’sche Normalverteilungskurve, die neben einem „zu wenig“ auch ein „zu viel“ kennt. Man kann alles übertreiben.
- Der Ruf nach „robusten“ Unternehmen. Flexibel und „fit in change“.
- Betrachte den Betrachter – der unmittelbare Blick auf die handelnden Personen.
- Das radikal subjektive Empfinden. Spontanität, Vielfalt und Möglichkeiten.
Exzellenz und Perfektion
So verstanden, lässt Exzellenz Luft zum Atmen. Erzeugt nicht Druck, sondern kokettiert leidenschaftlich mit einer erstrebenswerten Zukunft, die unmittelbar vor der Nase liegt. Hier und jetzt. Gestaltbar. Verfügbar. Ein verführerischer Ausblick, oder?
…für den Inhalt verantwortlich.
Mag. Michael A. Defranceschi
Mag. Michael A. Defranceschi ist Initiator und Projektleiter der Exzellenzinitiative. Sein Spezialgebiet ist die Selbstreflexion für Führungskräfte, Teams und Organisationen mit Blickrichtung Strategie-, Führungskräfte- und Teamentwicklung.
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